Die Installation

Das Raster
Opakes Displacement
Die Europoolpalette

Nebenbilder

swim
Perspektivische Übung
Theorie und Praxis

Ritter 117
  Fünftes Bild: Perspektivische Übung in der Schauraumgestaltung

Die Perspektivlinie, die sich durch die auf dem Boden der Blinzelbar ausgelegten Segel ergibt, verläuft - entgegen der üblichen bildhaften Übersetzung dreidimensionaler Räumlichkeit in zwei Dimensionen - mit einer Verbreiterung nach hinten. Mit diesem Trick einer in die fotografische Perspektive eingelegten, entgegengesetzten Fluchtlinie wirkt der ganze Raum nun wesentlich tiefer und damit auch größer, arbeitet der Fassadenperspektive entgegen. Die Blicke der Passant/innen werden stark nach hinten in die Tiefe des Raums gezogen.

Diese Form der "Zeichnung" kann als eine Form der "hierarchischen Perspektive" angesehen werden, denn hinten, dahinter passiert wesentlich mehr, als die einfache Glasfassade vermuten läßt. Da arbeiten zwei engagierte Kulturaktivisten am Konzept der "Blinzelbar", laden Gäste, zeigen Kunst, veranstalten Diskussionen. Da bräuchte es eine andere Darstellungsweise als die bloß naturalistische Übersetzung ins Zweidimensionale: eine "hierarchische Perspektive", in der zu sehen ist, was "dahinter" wirklich wichtig ist ...

So gesehen ist unsere Form der bloß räumlichen Darstellung eine primitive. Sie zeigt (angeblich) den Blick auf ein faktisches Vorkommen im Raum. Wenn wir etwas hervorheben wollen, behelfen wir uns meist mit einem Kringel um eine wichtige Stelle oder mit einem Pfeil auf ein verschwommenes Etwas. Der Glaube an das fotografisch korrekte Abbild ist so groß, daß kaum noch andere Darstellungsweisen vorkommen.

Gegen den flüchtigen Blick arbeiten

Es stellt sich die Frage, in wie weit der Glaube an das fotografische Abbild Quelle für schnelle Vorurteile ist, die wir nicht hinterfragen müssen, weil wir glauben, alles zu sehen. Die Krise ihrer Glaubwürdigkeit beantwortet die Fotografie mit dem Bau eigener Bilder, sofern sich mit Inszenierungen eine erweiterte Auseinandersetzung mit der Realität überhaupt bewerkstelligen läßt, und nicht nur wieder neue "Fassaden" entstehen ...